Praxis

Dr. med. Silke Lampe
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Marienhospital Osnabrück

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Präeklampsie

Die Präeklampsie ist eine Erkrankung, die nur während der Schwangerschaft oder in der Wochenbettphase (ca. bis zur sechsten Woche nach der Entbindung) auftritt und sowohl die Mutter als auch das ungeborene Kind massiv beeinträchtigen kann. Im Volksmund spricht man oft von einer Schwangerschaftsvergiftung, von Schwangerschaftshochdruck oder Gestose, einer besonderen Form der Präeklampsie.

Präeklampsie

Bei einer Präeklampsie kann der Mutterkuchen (Plazenta) nicht ausreichend mit Blut versorgt werden. Dadurch bekommt das Baby weniger Sauerstoff und Nahrung, was unter anderem zu einem niedrigen Geburtsgewicht und Frühgeburt führen kann. Im schlimmsten Fall kann die Präeklampsie in eine Eklampsie übergehen. Dieses Krankheitsbild ist für Mutter und Kind lebensgefährlich und bedarf intensivmedizinischer Behandlung. Rechtzeitig erkannt bringen die meisten Frauen mit Präeklampsie gesunde Babys zur Welt.

Die Kernursachen der Präeklampsie sind leider noch nicht genau bekannt. So besitzt diese Erkrankung vermutlich nicht nur eine, sondern mehrere, unterschiedliche Ursachen. Verdächtigt werden unter anderem immunologische Unverträglichkeiten zwischen Mutter und Kind und eine mangelnde Fähigkeit des weiblichen Organismus, die schwangerschaftsbedingten körperlichen Anpassungen vorzunehmen.

Präeklampsie tritt vermehrt bei Frauen auf,

  • die vor der Schwangerschaft unter Bluthochdruck oder Nierenerkrankungen litten
  • die jünger als 18 oder älter als 40 Jahre sind
  • deren Mutter bereits an dieser Krankheit gelitten hat
  • die zum ersten Mal schwanger sind
  • die Mehrlinge erwarten
  • die an Übergewicht leiden (BMI > 35)
  • die an Diabetes mellitus leiden
  • mit angeborenen thrombophilen Gerinnungsstörungen

Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten dieser Komplikation liegt im einstelligen Prozentbereich, aber Präeklampsie ist nicht zuletzt aufgrund der möglichen, schwerwiegenden Auswirkungen ein sehr ernst zu nehmendes Thema. Sie kann heimtückisch sein, weil viele Anzeichen nicht direkt erkennbar sind oder den normalen körperlichen Veränderungen während einer Schwangerschaft gleichen. Viele Frauen, die von einer Präeklampsie betroffen sind, fühlen sich nicht krank. So sind zum Beispiel hoher Blutdruck (Hypertonie) und vermehrte Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin (Proteinurie) wichtige Indikatoren für eine Präeklampsie. Sie sind aber in der Regel nicht spürbar. Insofern ist es uns wichtig, dass Sie ein Bewusstsein für die Warnsignale bekommen und die (spürbaren) Symptome gut kennen.

Dazu zählen:

  • starke Kopfschmerzen
  • Oberbauchschmerzen
  • hoher Blutdruck
  • Lichtempfindlichkeit
  • Sehstörungen (Flimmern)
  • Schwindel
  • Übelkeit und Brechreiz
  • Luftnot bei Belastungen
  • Wassereinlagerungen in Händen, Füßen und Gesicht, die zu Schwellungen (Ödemen) führen
  • plötzliche Gewichtszunahme von mehr als 500g/Woche

Unterschieden wird zwischen der frühen Präeklampsie, die vor der 34. SSW auftritt, und einer späten Form (Auftreten nach der 34. Schwangerschaftswoche). Während die späte Präeklampsie durch eine rechtzeitige Entbindung gut behandelt werden kann, muss bei einer frühen Erkrankung, besonders wenn diese vor der 30. Woche auftritt, genau zwischen dem Nutzen und dem Risiko einer Frühgeburt abgewogen werden. Kinder, die vor der 28. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, sind trotz der Möglichkeiten der modernen Medizin immer noch hochgradig gefährdet.

Eine rechtzeitige Erkennung der Patientinnen mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung einer frühen Form der Präeklampsie kann die mütterliche Mortalität senken und das Outcome ihrer Kinder deutlich verbessern.

Bisher konnte durch die Messung der Gebärmutterdurchblutung (uteroplazentaren Perfusion) mit ca. 22 SSW das Präeklampsierisiko eingegrenzt werden. Patientinnen mit einem erhöhten Risiko wurden daraufhin intensiver überwacht. Allerdings gab es kaum Behandlungsmöglichkeiten zur Verbesserung der Perfusion im uteroplazentaren Gefäßbett.

Eine von E. Bujold im Jahr 2010 durchgeführte Metaanalyse zur Behandlung mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS) zeigte, dass ein Behandlungsbeginn nach der 16. SSW nur eine mäßige Reduzierung des Präeklampsierisikos erbrachte, dass jedoch durch einen frühen Therapiebeginn vor der 16. SSW das Risiko, im weiteren Schwangerschaftsverlauf an einer Präeklampsie zu erkranken, signifikant gesenkt werden konnte.

Wir freuen uns ganz besonders, dass wir als erste Praxis in der Region die Zertifizierung erhalten haben, im Rahmen des Ersttrimesterscreenings mit Hilfe eines Algorithmus von Professor Nicolaides (FMF London) das individuelle Präeklampsierisiko der Patientinnen bestimmen zu können. Dabei fließen folgende Parameter in die Risikoberechnung ein:

  • Pulsatilitätsindex der Aa. uterinae
  • PAPP-A im mütterlichen Serum
  • Maternaler Blutdruck
  • Eigen- und Familienanamnese hinsichtlich Präeklampsie
  • Hautfarbe
  • BMI

Durch dieses kombinierte Screening können 90% der Patientinnen erkannt werden, die eine frühe Präeklampsie erleiden werden und 45% der Patientinnen, die eine späte Präeklampsie entwickeln werden. Die Falsch-Positiv-Rate liegt bei 5%.

Als therapeutische Konsequenz kann bei den Patientinnen, die ein erhöhtes Risiko haben, frühzeitig (vor der 16. SSW) mit einer ASS-Therapie begonnen werden. Damit wird die Wahrscheinlichkeit, an einer schweren Präeklampsie zu erkranken, deutlich gesenkt.